Die Oppositionellen in der SED

SED-ParteitagEs gab ganz gewiß auch in der SED eine ganze Menge Genossen, die wußten nicht, was vorne und hinten ist, sie waren „dafür“, weil es der Mehrheit entsprach. Sie schwammen mit dem Strom, und als es andersherum kam und die Konterrevolution zu siegen begann, warfen sie ganz schnell ihr Parteibuch weg, „gestanden ihren Irrtum“ ein. Und sie erklärten, daß sie ja schon immer „gewisse Vorbehalte“ gehabt hätten, daß „die Menschen einfach noch nicht reif“ seien für den Sozialismus. Und dergleichen billige Sprüche mehr. Man nannte sie „Wendehälse“ – aber eigentlich waren sie nie Kommunisten, sie gehörten einfach nur zum Sumpf dieser Partei. Sie hatten nicht begriffen, daß man für das Neue in der Gesellschaft auch KÄMPFEN muß.

Und dann gab es noch die Oppositionellen in der Partei, wie z.B. Gysi, Bisky, die Professoren Meißner, Wagner, Lieberam, Roß und Dutzende angepaßte Mitläufer, die sich gern als Berufsrevolutionäre feiern ließen und als 150%ige Genossen auftraten. Und darunter sind auch diejenigen, die den Marxismus irgendwie für überholt halten, die meinen, man müsse Marx revidieren und einen „demokratischen Sozialismus“ anstreben. Diese Leute gehören niemals zu den Revolutionären in einer Gesellschaft, sondern immer zu den Bedenkenträgern und Bremsern, wenn nicht sogar zu den Antikommunisten, wie das Beispiel des Herrn Professor Kara-Mursa aus Moskau zeigt. Genosse Stalin sagte:

Man sollte nicht vergessen, daß in jeder großen Partei, besonders in einer Partei wie die unsrige, die an der Macht steht und in der es einen gewissen Teil Bauern und Angestelltenelemente gibt, sich im Laufe einer bestimmten Zeit gewisse indifferente, den Fragen der Parteipraxis gleichgültig gegenüberstehende Elemente ansammeln, die mit geschlossenen Augen stimmen und mit dem Strom schwimmen. Das Vorhandensein einer großen Zahl solcher Elemente ist ein Übel, gegen das man kämpfen muß. Diese Elemente bilden den Sumpf unserer Partei.

Der Sinn der Diskussion

Die Diskussion ist ein Appell an diesen Sumpf. An ihn appellieren die Oppositionellen, um einen gewissen Teil von ihm loszureißen. Und sie reißen wirklich seinen schlechteren Teil weg. Die Partei appelliert an ihn, um den besseren Teil von ihm loszureißen und ihn in das aktive Parteileben einzugliedern. Das Ergebnis ist, daß der Sumpf trotz seiner Passivität zur Entscheidung gezwungen wird. Und er entscheidet sich wirklich infolge dieser Appelle, er gibt einen Teil an die Opposition ab, den andern an die Partei, und auf diese Weise hört er als Sumpf zu bestehen auf. In der gesamten Entwicklungsbilanz unserer Partei ist das ein Plus. Ein Ergebnis der jetzigen Diskussion ist die Verminderung des Sumpfes, der entweder ganz zu bestehen aufgehört hat oder doch aufzuhören im Begriff steht. Das ist das Plus der Diskussion.

Was kam dabei heraus?

Die Ergebnisse der Diskussion? Die Ergebnisse sind bekannt. Bis zum gestrigen Tage stimmten, wie sich herausstellt, für die Partei 724.000 Genossen, für die Opposition etwas über 4.000. Da haben Sie das Ergebnis. Die Oppositionellen bei uns wetterten, das ZK habe sich von der Partei losgelöst, die Partei habe sich von der Klasse losgelöst, und wenn das Wenn und das Aber nicht wär’, dann flögen gebratene Tauben daher, dann hätten sie, die Oppositionellen, unfehlbar 99 Prozent auf ihrer Seite. Da ihr aber die gebratenen Tauben nicht in den Mund fliegen, hat die Opposition nicht einmal 1 Prozent der Stimmen bekommen. Das ist das Ergebnis.

Warum war die Opposition so schmählich unterlegen?

Wie konnte es kommen, daß die Partei in ihrer Gesamtheit und mit ihr die Arbeiterklasse die Opposition so unsanft isoliert hat? Dort, an der Spitze der Opposition, stehen doch bekannte Leute mit Namen, Leute, die es verstehen, Reklame für sich zu machen (Zurufe: „Sehr richtig!“), Leute, die nicht an Bescheidenheit kranken (Beifall), die es verstehen, sich anzupreisen und die Ware von der vorteilhaften Seite zu zeigen. Das geschah deshalb, weil die führende Gruppe der Opposition sich als eine Gruppe kleinbürgerlicher Intellektueller entpuppte, losgerissen vom Leben, losgerissen von der Revolution, losgerissen von der Partei, von der Arbeiterklasse. (Zuruf: „Sehr richtig!“. Beifall)

Wer sind eigentlich (oder waren) die Oppositionellen in der Partei?

Stalin: Ich sprach vorhin über die Erfolge unserer Arbeit, über unsere Errungenschaften auf dem Gebiet der Industrie, auf dem Gebiet des Handels, auf dem Gebiet der gesamten Wirtschaft, auf dem Gebiet der Außenpolitik. Aber die Opposition kümmert sich nicht um diese Errungenschaften. Sie sieht sie nicht oder will sie nicht sehen. Sie will diese Erfolge nicht sehen, teilweise aus Ignoranz, teilweise kraft einer gewissen Halsstarrigkeit vom Leben losgerissener Intellektueller.

Quelle:
J.W. Stalin, Der XV. Parteitag der KPdSU( B ) 1927, in: Stalin, Werke Bd.10, Dietz Verlag Berlin, 1953, S.291f. (Zwischenüberschriften von mir, N.G.)

Siehe auch:
Die Konterrevolution in der DDR und ihre Handlanger
Danke, lieber Genosse Gorbatschow
Ein Lump, der sich mit linken Phrasen schmückt
Trotzki verrät die junge Sowjetmacht
Der Sozialismus war und ist lebensfähig
Der Sozialismus und die SED

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5 Antworten zu Die Oppositionellen in der SED

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  2. Günter Hering schreibt:

    Hallo, Sascha, das ist ungerecht und höchst undifferenziert, wenn Du Egon Krenz und Hans Modrow in einen Topf mit Gysi und Bisky wirfst! Hans ist trotz seines Alters und seines Gesundheitszustandes in den letzten Jahren des öfteren bei uns als Redner aufgetreten. Von „demokratischem Sozialismus“ war da nie die Rede, aber viel von kommunistischen Grundwerten und kommunistischer Analyse der Vergangenheit und Gegenwart. Du solltest die nächste Gelegenheit nutzen, um bei einer Veranstaltung mit ihm dabei zu sein! Und Egon? Eine ganz ehrliche Haut und auch kein Fürsprecher des „demokratischen Sozialismus“.

    Bitte bleibe fair trotz aller berechtigter Verbitterung über die vielen Mitläufer, die wir hatten. Das waren ja die 150-prozentigen und immer ganz vorn dabei, wenn es darum ging, jemandem was anzukreiden. Aber wie vor denen sich schützen? Die 2jährige Kandidatenzeit half da gar nichts. Und eine elitäre Kaderpartei wäre auch nicht gerade demokratisch. Wir müssen wohl damit leben, dass die Mehrheit unserer Mitmenschen hemmungslos anpassungsbereit ist. Wenn es einmal wieder anders kommt, sind sie ja alle wieder dabei…

    • sascha313 schreibt:

      Gut, Günter. Ich will einlenken. Vielleicht ist da wirklich der eine oder andere dabei, der angesichts der überwältigenden Mißstände heute nun endgültig erkannt hat, daß die „Wende“ (an der man mitgewirkt hat) ein verhängnisvoller Fehler war. Solche Erkenntnis bedarf allerdings keiner großen Überwindung mehr. Sie ist folgerichtig. Was aber immer zu Irritationen führt, ist die unterschiedliche Bewertung der Ursachen unserer Niederlage. Wer wie A.Latzo, Lieberam, Meißner, Steigerwald, Leo Mayer usw. einen Anti-Stalinismus predigt, der ist ein Revisionist. Ob nun mit „demokratischem Sozialismus“ oder mit anderen Marx-„Verbesserungen“. Das Verhältnis zur DDR oder eben auch zu Stalin ist (ob es nun zugegeben wird oder nicht) der springende Punkt! Oder wie man in Rußland sagt: der Prüfstein eines jeden Kommunisten.

      Ehrlichkeit ist ja durchaus anzuerkennen. Auch ein Herr Aurich meint es sicher ehrlich, wenn er heute über Margot Honecker sagt: „Das ist die alte Anmaßung der führenden Partei, diese Arroganz, zu wissen und vorzugeben, was dem Volk nützlich sein wird und was es zu verstehen hat. Daß ihr hochgelobtes Bildungswesen letztlich sogar denkende Menschen hervorgebracht hat, die den Kindergarten der politischen Indoktrinierung endgültig satt hatten…“ usw. usw. Ist das aber eine kommunistische Haltung? Ich denke, nein!

      Ein Nachtrag: Zu den Renegaten gehört – wie sich herausstellt – übrigens auch dieser Herr „Genosse“ Dr. Modrow.
      Lies: „Wenn Renegaten die Linkspartei beraten
      oder: „Die Renegaten und der Kommunismus

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