
Kurt Gossweiler
Einer der schon damals unüberhörbar und furchtlos seine Stimme erhob gegen das Verbot der Kommunistischen Partei in der Bundesrepublik Deutschland, war wiederum Genosse Dr. Kurt Gossweiler. Eindringlich warnte er vor den gefährlichen Folgen der Wiederaufrüstung in der BRD und den in der Folge dessen bevorstehenden Kommunistenverfolgungen. An Hand eines Beispiels aus den Anfang 1930er Jahren belegt er eindringlich, mit welcher Härte die Bourgeoisie bereit ist, gegen jeden nur denkbaren Widerstand im Volke vorzugehen. Erschütternd deshalb, weil nicht nur „Andersdenkende“ oder „Protestierende“ davon betroffen waren, sondern sogar unschuldige Kinder und ein junger Lehrer, der völlig grundlos den tödlichen Schüssen einer Polizeieinheit zum Opfer fiel…
Es fällt nicht leicht, die gespenstische Wiederauferstehung der Kommunistenverfolgung vom Jahre 1933 heute, in der Welt und im Deutschland von 1956, zu fassen. Aber das Unfaßbare daran ist nicht, daß Adenauer und die westdeutschen Monopolherren in blindem Haß und blasser Furcht tollwütig um sich schlagen, sondern dies: daß trotz der unendlich blutigen und leidvollen Erfahrungen des Jahres 1933 und dessen, was darauf folgte, die Führer der SPD und des DGB, also der westdeutschen Arbeiterorganisationen. deren Wort und Tat das Karlsruher Urteil hätten verhindern können, faktisch geschwiegen haben.
Ein folgenschwerer Vorfall
Zu diesen Erfahrungen gehört z.B. auch folgender Vorfall, über den der sozialdemokratische „Vorwärts“ vom 21. Juli 1931 unter der Überschrift „Schützenfeuer gegen Rote Falken“ in seiner Morgenausgabe berichtet.
„Im Zusammenhang mit der Veranstaltung des Hitlertages in Stralsund haben sich polizeiliche Übergriffe gegen ein Lager der Roten Falken abgespielt, die jeder Beschreibung spotten. Die Erregung unter der republikanischen Bevölkerung von Stralsund und Umgebung ist ungeheuer.
Ein Kommando der Stettiner Schutzpolizei … überfiel ohne jeden Anlaß das Waldlager der Roten Falken in Negast bei Stralsund, in dem etwa hundert Kinder, durchweg Familienangehörige von Mitgliedern der Eisernen Front, untergebracht waren. Da die Nazis wiederholt schwere Drohungen ausgestoßen hatten und in ihren Kreisen zur Zerstörung des Waldlagers aufgerufen hatten, war eine Sicherheitswache von etwa 60 Angehörigen der Eisernen Front am Dienstagabend in dem Waldlager stationiert worden. Irgendwelche dunklen provokatorischen Elemente hatten das anrückende Stettiner Polizeikommando benachrichtigt, daß in dem Walde eine schwer bewaffnete kommunistische Überfalltruppe im Hinterhalt liege, um in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch über heimkehrende Nationalsozialisten herzufallen.
Die zweifellos von nationalsozialistischen Provokateuren ausgestreute Tatarennachricht genügte, um den Führer des Stettiner Polizeikommandos, Oberleutnant Braun, zu veranlassen, seine Truppe gegen den Wald ausschwärmen und ohne jeden Anlaß Schützenfeuer eröffnen zu lassen. Der Leiter des Falkenlagers, Lehrer Krull, ein außerordentlich beliebter und zu den besten Hoffnungen berechtigender junger Parteigenosse von 28 Jahren, der sich gerade am Lagereingang befand, brach mit einem Kopfschuß sofort zusammen.
Dieses Vorgehen der Polizei ist umso ungeheuerlicher, als wenige Minuten vorher der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Streufert auf der Landstraße im Auto auf die Stettiner Polizei gestoßen war, von ihr angehalten und durchsucht wurde und bei dieser Gelegenheit, als er aus Äußerungen der Polizisten auf ein gewaltsames Vorgehen gegen das Lager der Roten Falken schließen mußte, sich sofort an den Offizier wandte und ihn über die tatsächlichen Verhältnisse aufklärte. Dessen ungeachtet gab der Oberleutnant Braun, ohne auf den Protest und die Beschwörungen des Genossen Streufert zu hören; den Befehl zum Ausschwärmen und zum Feuern. Die Polizei drang sodann feuernd in das Waldlager und das Jugendheim ein, bedrohte und mißhandelte die Insassen.
Die sechzig Kameraden der Eisernen Front wurden verhaftet.
Auch einige Funktionäre der Partei und der Gewerkschaften, die sich im Einvernehmen mit dem Landrat nach dem Lager begeben hatten, um nach dem Rechten zu sehen und der Lagerwache äußerste Zurückhaltung einschärften, wurden verhaftet… Dann wurden die Verhafteten nach Stralsund in Marsch gesetzt. Schlimmer als dieser Marsch der Verhafteten nach Stralsund konnte ein Sträflingszug auch nicht sein. Wie Schwerverbrecher mußten die dort verhafteten Kameraden mit ,Hände hoch‘ in Reih und Glied zum Gefängnis nach Stralsund marschieren. Wenn einem von Ihnen auf dem langen Wege die Arme erlahmten. fuchtelten die Begleitmannschaften unter wüsten Beschimpfungen, wie ,Wollt lhr roten Hunde wohl weitermachen‘ und ,Das habt Ihr wohl nicht gedacht, Ihr Schweine!‘ sowie ,Vorwärts, rotes Gesindel!‘ den Marschierenden mit entsicherten Revolvern vor dem Gesicht.“
Soweit der Bericht des „Vorwärts“. Wer könnte die erschreckende Aktualität dieses Vorfalles übersehen? Zeigt er nicht, mit aller Deutlichkeit: Die Reaktion kennt nur einen Maßstab: Kommunist und „rotes Gesindel“ ist, wer sich gegen Ihre Angriffe zur Wehr setzt! Diese Angriffe gelten immer der ganzen Arbeiterklasse, allen Arbeiterorganisationen ohne Ausnahme!
Warum wurde die KPD verboten?
Die KPD wurde vor allem verboten, weil sie entschlossen gegen die Wiederbewaffnung des deutschen Militarismus, gegen die Wehrpflicht kämpfte. Aber haben sich die SPD und der DGB nicht auch gegen die Wehrpflicht erklärt? Und sind die Mitglieder und Anhänger dieser Organisationen nicht entschlossen, gegen die Durchführung der Wehrpflicht zu kämpfen? Wer kann daran zweifeln, daß allein diese Tatsache für diejenigen, die das Verbot der KPD erzwangen, Grund genug, den nächsten Schlag gegen SPD und DGB zu führen!
Falsche Hoffnungen
Viele sozialdemokratische Genossen hoffen, daß ihre Partei bei den nächsten Wahlen die Mehrheit erhält und dann die Regierung bilden wird. Vielleicht glauben sie dann mit Hilfe einer parlamentarischen Mehrheit die bis dahin vollzogenen reaktionären, faschistischen Tatsachen wieder rückgängig machen zu können, so daß jetzt und später außerparlamentarische Maßnahmen überflüssig sind.
Wer sind die Polizisten und Soldaten?
Aber bedenken wir: Die Polizei, die mit solch faschistischer Bestialität gegen das Falken-Lager vorging, war eine Polizei, die unter der Preußenregierung Braun/Severing aufgebaut worden war. Wenn damals die Polizei mit kaltblütiger Berechnung und sadistischer Wut auf Sozialdemokraten schoß und einschlug und sie als „Schweine“ und „rote Hunde“ beschimpfte, wie kann man glauben, daß eine Armee, wie sie heute im Adenauer-Staat unter dem Kommando von Hitlergeneralen und SS-Führern aufgestellt wird, nicht jederzeit bereit wäre, bedenkenlos und brutal gegen die sozialdemokratischen und gewerkschaftlich organisierten Arbeiter vorzugehen!
Ein gefährliches Gewaltinstrument
Was schert die Militaristen ein Reichstags- oder Bundestagsmandat, wenn sie erst einmal wieder ihr Gewaltinstrument, eine Armee in der Hand haben? Glaubt man, ein General Heusinger würde vor den Protesten und Beschwörungen sozialdemokratischer Volksvertreter mehr Respekt haben als der kleine Polizeileutnant Braun vor denen des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Streufert?
Was geschah nach 1931?
Jener Junglehrer Krull war einer der ersten Sozialdemokraten, die einer faschistischen Polizeikugel zum Opfer fielen; jene 60 Genossen aus dem Lager der Roten Falken gehörten zu den ersten, die mit „Hände hoch“ und unter Prügeln und Beschimpfungen abgeführt wurden. Wenige Monate später waren es Tausende Sozialdemokraten, die gemeinsam mit ihren kommunistischen Genossen verhaftet, geschlagen und ermordet wurden.
Eine eindringliche, große Lehre!
Wenn all die Opfer, die die deutsche Arbeiterklasse und das ganze deutsche Volk beim Gang durch die faschistische Hölle bringen mußte, nicht umsonst gewesen sein sollen, dann darf niemand diese große Lehre außer acht lassen:
Die Demokratie schützen und bewahren!
Heutzutage kann die Demokratie erfolgreich nur durch den Einsatz der vollen Kraft der Arbeiterklasse verteidigt werden! Ein Verbot der KPD aber ist ein Schlag, der die aktivsten, opferbereitesten, weitsichtigsten Verteidiger der Demokratie außer Gefecht setzen soll. Dieser Schlag ist deshalb gegen die gesamte Arbeiterklasse, ja, gegen alle Demokraten gerichtet. Darum muß jeder Arbeiterführer und überhaupt jeder Demokrat, der nicht Selbstmord begehen und mitschuldig werden will an einer neuerlichen Erdrosselung der Demokratie in Deutschland, den Kampf zur Aufhebung des Schandurteils von Karlsruhe führen!
Kurt Gossweiler
Quelle: Neues Deutschland, 17.10.1956 (Zwischenüberschriften eingefügt, N.G.)
Ereignisse, die man nicht vergessen darf. Der Staatsterror gegen die KPD begann bereits 6 Jahre vor dem KPD-Verbot.
Neues Deutschland 20.901950:
„Auf Befehl der Kriegsbrandstifter Terror gegen Friedenskämpfer
Frecher Überfall auf Parteihaus der KPD / Parteivorstand ruft zum Massenprotest SPD-Arbeiter, das geht auch euch an / Faschistische Ausnahmegesetze gegen friedliebende Deutsche
Düsseldorf (Eig. Ber.). Am 19. September 1950 um 15.20 Uhr erschien vor dem Hause des Parteivorstandes der KPD in Dusseldorf ein 100 Mann starkes Aufgebet britischer und deutscher Polizei. Die Polizei erbrach gewaltsam die Tür des Hauses, trieb alle im Hause Anwesenden in den 4. Stock und durchsuchte dann ohne Zeugen sämtliche Räume. Dabei schreckte sie auch nicht davor zurück, die Immunität zweier im Hause anwesender Abgeordneter des Bundestages und eines Abgeordneten des Landtages von Nordrhein-Westfalen gröblichst zu mißachten und trotz energischen Protestes einen Funktionär einer Leibesvisitation zu unterziehen. Schon nach kurzer Zeit verbreitete sich in Düsseldorf, daß ein Überfall auf das Haus der Partei stattfindet. Vor dem Hause sammelten sich größere Gruppen, die im Chor riefen: „Tommi (Anm: Britische Polizei) und Polizei, gebt unser Parteihaus frei“. Aus dem 4-Stock, wo die Mitarbeiter des Hauses eingesperrt worden waren, antwortete ihnen der Gesang von Freiheits- und Friedensliedern.
Nach fast vierstündigem Durchsuchen aller Schubläden und Schränke zog das ganze Kommando unverrichteter Dinge ab. Um wenigstens etwas den Auftraggebern vorweisen zu können, wurden wahllos Pakete mit allerlei Propagandamaterial auf Lkw geladen, ohne daß über das Weggenommene eine Quittung erteilt worden war. […]“
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Nochmals „Neue Deutschland“ vom 20.9.1950:
„Von der Angst diktiert
Bonn (Elg. Ber.). In Durchführung der Beschlüsse der drei Außenminister in New York hat der Seperatist Adenauer Anordnungen erlassen, die bedeuten, daß die Bonner ‚Regierung‘ mit Volldampf Kurs auf die Errichtung einer neofaschistischen Diktatur in Westdeutschland nimmt. Zunächst sollen alle Beamten, Angestellten und Arbeiter, die fortschrittlichen Organisationen angehören oder mit ihnen sympathisieren und entschlossen für den Frieden, die Einheit Deutschlands und einen wahrhaft demokratischen Aufbau eintreten, fristlos entlassen werden. Die Bonner Terrormaßnahmen richten sich im wesentlichen gegen Angehörige folgender Organisationen: Vereinigung Vier Verfolgten des Naziregimes (VVN), Freie Deutsche Jugend (FDJ), Komitee der Kampfer ,für den Frieden, Komitee der jungen Friedenskämpfer, Kommunistische Partei Deutschlands, Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion, Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, Gesamtdeutscher Arbeitskreis für Land- und Forstwirtschaft, Sozialdemokratische Aktion.“
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Das Hamburger Wochenblatt „Die Zeit“ schreibt am 28.9.1950:
„[….] Dreizehn Organisationen hat die Bonner Regierung auf die Schwarze Liste gesetzt, Wer Mitglied einer dieser Organisationen ist, hat sich als Beamter der Bundesrepublik zu seinen Dienstpflichten in Gegensatz gesetzt und wird fristlos entlassen – sein Gehalt und seine Pension werden gestrichen. Diese Liste betrifft nicht nur die kommunistischen Organisationen, sondern zum Beispiel auch die Deutsche Reichspartei, also auch extrem rechtsstehende Gruppen. Aber in der augenblicklichen Situation – die durch den Aufruf zum gewaltsamen Sturz der Bundesrepublik durch den dritten Parteitag der SED vor wenigen Wochen gekennzeichnet ist – fällt der Akzent dieser Maßnahmen doch mehr auf den Kampf gegen die Kommunisten in der Bundesrepublik. […]
Bedenklich ist, daß dieses notwendige Verlassen der demokratischen Lebensordnung mit einem Schneeball verglichen werden kann, der weiterrollend zur Lawine anwächst. Bundesminister Heinemann hat schon angekündigt, daß er die ,Schwarze Liste‘ noch ergänzen werde. Wehe, wenn nun der Denunziation wieder freier Lauf gelassen wird! In dem Augenblick, da Menschen wegen ihrer Gesinnung verurteilt werden können, kommt es ja allzuleicht zu jener Atmosphäre des Mißtrauens, der Gewissenskonflikte und der Nachschnüffelei, die sonst nur im autoritären Staat herrscht. Und vor allen Dingen: Wer entscheidet eigentlich, wann die Gesinnung nun strafbar wird und wann noch nicht?“
Vielen Dank!!!
Danke Johann Weber und es war für die betroffenen Kommunisten eine nicht endenwollende Qual, die die Familien schwerst belastet haben und eine nicht heilende Wunde bei den Töchtern und Söhnen hinterlässt, bis die heldenhaften Taten der Väter, Brüder, Mütter, Schwestern anerkannt werden. Gesinnungsschnüffelei, Maulkörbe, Berufsverbote, (W.Brandt) sind auch heute an der Tagesordnung, nur subtiler, weniger konfrontativ, weil nicht so in die Öffentlichkeit gelangend.
In diesem Jahr wurde ein Mitglied der DKP in München, der Mitarbeiter der Uni München ist mit dem Bann des Berufsverbotes belegt und auch da ging es mal wieder um „die freiheitlich demokratische Grundordnung,“ um was denn auch sonst. Es gibt in diesem Zusammenhang ein seltsames Gerichtsurteil des Amtsgerichts München, dass einen kurdischen Blogger zu einer Geldstrafe verurteilt, nicht etwa und nun finde ich nicht, was ich schreiben will.
Eines noch: CDU/CSU und AfD verhindern im Bundestag eine Veranstaltung der Linkspartei zur Gründung der KPD vor 100 Jahren. Nichts hat sich geändert: In der Weimarer Republik haben die Konservativen mit der extremen Rechten paktiert. Die Veranstaltung, eine szenische Lesung sollte am 11.Dezember im Paul-Löbe-Haus des Bundestages stattfinden.
Viele Grüße zum 1. Advent.
Kurt Gossweiler ein ganz großer und weitsichtiger Historiker und Mensch.
Dank auch an dich, Sascha, für deinen politischen Instinkt, das richtige zu veröffentlichen in schwierigen, politisch unsicheren Zeiten.
Nachtrag:
Im Informationsdienst der CDU „Union in Deutschland“ vom 19.6.1958 ist zu lesen:
„Das gefährdete SPD-Ostbüro
„Vor wenigen Tagen berichteten wir an dieser Stelle von recht geheimnisvollen Vorgängen innerhalb der Düsseldorfer Zentrale des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 180 000 Akten, die sich mit kommunistischen Infiltranten beschäftigten, sollen hier stillschweigend vernichtet werden. Wir deuteten auch an, daß es Kreise innerhalb der SPD gebe, die an dieser Aktenvernichtung interessiert seien. Dieselben Kreise sind nach unseren Informationen die nun offen auftretenden Gegner des SPD-Ostbüros. Sie bauen auf den neuen stellvertretenden Parteichef und wünschen von ihm die Liquidierung der klar antikommunistischen Abteilung des Parteivorstandes. Das SPD-Ostbüro hat in der Vergangenheit hervorragende Arbeit geleistet. Politischen Flüchtlingen aus der sowjetischen Besatzungszone konnte geholfen werden. Agenten des kommunistischen Staatssicherheitsdienstes wurden entlarvt und kommunistische Tarnorganisationen in der Bundesrepublik wurden von diesem Büro mehr als einmal und erfolgreich angegriffen.“
Beachte: Die CDU bestätigt: „ Das SPD-Ostbüro hat in der Vergangenheit hervorragende Arbeit geleistet.“
Anmerkung: Das SPD-Ostbüro war eine Terrororganisation gegen die DDR
Nachtrag:
Im Informationsdienst der CDU „Union in Deutschland“ vom 19.6.1958 ist zu lesen:
„Das gefährdete SPD-Ostbüro
„Vor wenigen Tagen berichteten wir an dieser Stelle von recht geheimnisvollen Vorgängen innerhalb der Düsseldorfer Zentrale des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 180 000 Akten, die sich mit kommunistischen Infiltranten beschäftigten, sollen hier stillschweigend vernichtet werden. Wir deuteten auch an, daß es Kreise innerhalb der SPD gebe, die an dieser Aktenvernichtung interessiert seien. Dieselben Kreise sind nach unseren Informationen die nun offen auftretenden Gegner des SPD-Ostbüros. Sie bauen auf den neuen stellvertretenden Parteichef und wünschen von ihm die Liquidierung der klar antikommunistischen Abteilung des Parteivorstandes. Das SPD-Ostbüro hat in der Vergangenheit hervorragende Arbeit geleistet. Politischen Flüchtlingen aus der sowjetischen Besatzungszone konnte geholfen werden. Agenten des kommunistischen Staatssicherheitsdienstes wurden entlarvt und kommunistische Tarnorganisationen in der Bundesrepublik wurden von diesem Büro mehr als einmal und erfolgreich angegriffen.“
Beachte: Die CDU bestätigt: „ Das SPD-Ostbüro hat in der Vergangenheit hervorragende Arbeit geleistet.“
Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt.
Am 29.8.1956 erschien im Spiegel ein sehr interessanter Artikel. Hier ein wichtiger Auszug:
„[…]Das Urteil des Gerichts legt fest, ein Verstoß gegen das KPD-Verbot sei mit Gefängnis nicht unter sechs Monaten zu bestrafen.[..]
Der Abgeordnete Zscherpe hat sich mit allen anderen hauptamtlichen KP-Funktionären, die durch das Verbot ihren Arbeitsplatz verloren haben, als Arbeitsloser beim Arbeitsamt gemeldet und Arbeitslosenunterstützung beantragt. Die Arbeitsämter – traditionelle Schwerpunkte kommunistischer Agitation – sind deshalb jetzt zu Treffpunkten der arbeitslos gewordenen kommunistischen Funktionäre geworden, die dort stempeln gehen, ohne daß ihnen so leicht eine Arbeit nachgewiesen werden kann. Der Abgeordnete Zscherpe ist gelernter Dreher. Aber er grinst: „Wer wird schon einen aktiven Kommunisten gern in seinen Betrieb aufnehmen wollen.““
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-31882323.html
Nachtrag:
Auch solche Vorgänge darf im Zusammenhang mit dem KPD-Verbot nicht in Vergessenheit geraten.
Hier ein Auszug aus dem „Spiegel“ vom 29.8.1956:
„Bei dem Bundeswehrgeneral handelt es sich um einen Offizier, der während des Rußlandfeldzuges IA der Heeresgruppe Nord, Chef des Stabes der 16. Armee in Kurland und zum Schluß des Krieges Kommandeur einer Infanteriedivision war.
In Germersheim wurde Generalmajor Herrmann von einem Journalisten um eine Stellungnahme zur Frage der Kriegsdienstverweigerung gebeten. Er antwortete: „Meine Herren, Sie werden verstehen, daß ich als alter Soldat, der 31 Dienstjahre hinter sich gebracht hat, für Kriegsdienstverweigerung kein Verständnis habe.“ Um nun seine, wie Herrmann später versicherte, private Meinung zu illustrieren, zitierte er das Wort eines „hohen Würdenträgers“: „Kriegsdienstverweigerer sind entweder Kommunisten oder Feiglinge; ziehen Sie den Leuten eine Zebra-Uniform* an, und es wird sie nicht mehr geben.“ […]
Herrmann begann zu ahnen, was sich über seiner Generals-Mütze zusammenzog. Nach einigem Hin und Her ließ er sich mit dem Chef des Büros der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt, Dr. Rahm, verbinden.
Herrmann: „Herr Dr. Rahm, mir,wurde eben von meinem Sachbearbeiter in Mainz mitgeteilt, daß eine Äußerung, die ich heute früh in Germersheim gemacht habe, fälschlicherweise mir unterstellt worden ist. Ich bin darüber maßlos enttäuscht. Ich habe lediglich einen hohen Würdenträger zitiert… Haben Sie nicht die Möglichkeit, die Meldung abzustoppen, damit sie nicht an die Öffentlichkeit gelangt?“ […] Die ganze Geschichte hatte den General so aus der Fassung gebracht, daß er sich noch eine halbe Stunde nach dem Telephonat mit Journalisten darüber unterhielt. Er erzählte dabei von einem „hohen kirchlichen Würdenträger“ – ohne zu erkennen zu geben, ob es derselbe sei, von dem er seine Weisheit über die Kriegsdienstverweigerer erhalten hat -, den er gefragt habe: „Herr Bischof, kann man das menschliche Gewissen überhaupt erforschen?“ […]“
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43063906.html
Danke, Johann Weber, dass du so unaufgeregt und konsequent an die KPD und an die erinnerst, die einen heldenhaften Kampf unter den widrigesten Lebensbedingungen gekämpft haben und oft genug in Adenauers Knast verschwunden sind und rechtsstaatlich ging es dort nicht zu.
Liebe Eleonore Kraus, nur wenn wir diese schrecklichen Verbrechen gegen die Menschen, die sich für Frieden, Wiedervereinigung, für einen Friedensvertrag, gegen die Remilitarisierung der Alt-BRD usw. einsetzten, nicht vergessen, besser noch ans Tageslicht bringen, erst dann besteht die Möglichkeit diesen menschenverachtenden Antikommunismus, der mit über 4 Milliarden Euros an Steuergeldern geförderten Akteure der DDR-Aufarbeitungsindustrie aufzubrechen.
Hier ein Auszug aus den ersten Seiten des Buches „Das große Los“ von Richard Scheringer,Damnitz Verlag München 1979:
„Es sind erst wenige Tage vergangen seit der Verhaftung, und schon hat man sich wieder an die Enge der Zelle gewöhnt. Der tägliche, die Stille immer wieder unterbrechende Lärm vom Kübel-Spülen, Schlösser- und Gitterklappern geht an den Ohren vorbei, und scheinbar verliert sich auch der Latrinengeruch.[..] Der Untersuchungsrichter beginnt:
„Herr Scheringer, Sie sind beschuldigt, bei einer Kommission gewesen zu sein, die 1952 ein ,Programm zur nationalen Wiedervereinigung Deutschlands‘ ausgearbeitet hat. Wie Sie wissen, wurden zwei Ihrer Genossen bereits vom Bundesgericht in Karlsruhe verurteilt wegen Verteilung dieses Programmes, weil es hochverräterischen Inhalt hat. Außerdem enthält es Beleidigungen gegen den Herrn Bundeskanzler. Die zu erwartende Strafe für die Ausarbeitung des Programms ist so hoch, daß Fluchtverdacht besteht, und deshalb wurde Ihre Inhaftierung verfügt.[…] Zunächst zur Person. „Fräulein, bitte schreiben Sie!“ „Halt“, sage ich. ,,Angaben zur Person habe ich bei der Eröffnung des Haftbefehls bereits gemacht: daß ich der Bauer in Kösching bin, etwa fünfzig Tagwerk bewirtschafte, elf Kinder habe und die anderen üblichen Angaben. Weitere Angaben mache ich nicht.[..]
„Herr Untersuchungsrichter! Sie verstehen mich falsch! Ich will mich heute überhaupt keiner Vernehmung unterwerfen. In meiner Haftbeschwerde habe ich bereits die wichtigsten Angaben gemacht und erklärt, daß ich das ,Programm zur nationalen Wiedervereinigung Deutschlands´ nicht für verfassungsfeindlich halte. Ich habe gesagt, daß mir der Fluchtverdacht und damit die Verhaftung unbegründet erscheinen, ..[..] Gestatten Sie in diesem Zusammenhang eine Frage, Herr Landgerichtsdirektor. Warum ist das ,Programm zur nationalen Wiedervereinigung Deutschlands‘ erst jetzt Gegenstand eines Hochverratsverfahrens? Es ist doch schon vor zwei Jahren herausgegeben und überall veröffentlicht worden. War es nicht – in Ihrem Sinne – fahrlässig, so lange zu warten?“
„Ja, wissen Sie“, sagt der Herr Landgerichtsdirektor nach kurzem Zögern zu mir, ,,damals waren wir noch nicht so weit.“
Das heißt also: heute sind wir wieder so weit. [..] „Kann mich meine Frau öfter besuchen, um mit mir Fragen der Familie und der Wirtschaft zu besprechen?“ hake ich ein.
„In jeder Woche einmal, in der üblichen Sprechzeit unter Aufsicht.“ „Bücher, Briefe?“
„Das muß alles zu mir nach Essen. Ich bin dort als Ermittlungsrichter und kann die Befugnisse nicht auf Ingolstadt übertragen.“ [..]“
Der Text auf der Rückseite dieses Taschenbuch schließt mit folgendem Satz: „Das Buch enthält mehr als zeitgeschichtlich interessante Memorien, es ist ein Stück fesselnder Literatur vom Lebensweg eines Kommunisten in diesem Land (Anm: Alt-BRD)“
Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Danke fur diese wichtige information.Und das hier geht uber Holland um nach den Zweiten weltkrieg ein fascistisches regiem an die macht zu helfen. Schandaleus. https://gerard1945.wordpress.com/2015/10/21/liquidatie-van-pvda-voorzitter-koos-vorrink-moest-sein-tot-staatsgreep-zijn/
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