Das Kuckucks-Ei…

KuckuckseiZugegeben – es ist schon ein sehr seltsamer Vogel, der seine Eier in fremde Nester legt und sie dort ausbrüten läßt. Und es ist, würden wir Menschen sagen: eine perfide Täuschung! Aber was mag nun Menschen bewegen, sich derselben Methode zu bedienen? Was geschieht da eigentlich? Einem dem Grunde nach vertrauenswürdigen Menschen werden Worte in den Mund gelegt, die er nicht gesagt hat. Einer bekannten Persönlichkeit werden gefälschte „Zitate“ untergejubelt. Einem Bild wird eine falsche Bildbeschreibung zugeordnet. Einem Buch werden Texte hinzugefügt, die nicht vom Autor selbst stammen und von ihm auch nicht gebilligt wurden. Einer Akte werden gefälschte Seiten hinzugefügt, die dem bisherigen Inhalt einen völlig neuen Sinn geben. Nicht immer werden solche Kuckucks-Eier gleich erkannt. Es sind Fälschungen, die in böswilliger Absicht hinzugefügt werden, um die betreffende Person, den Autor oder die Sache, um die es geht, in Mißkredit zu bringen oder in ihr Gegenteil zu verwandeln.  Und man braucht schon einen geübten Blick, um den Betrug sogleich zu erkennen

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Gefälschte Unterschriften Stalins

1.BEISPIEL: Die Fälschungen von Dokumenten in der Katyner Sache. Die untersuchten Dokumente der Katyner Sache lassen die Schlußfolgerung zu, daß die Fälschungen von Mitarbeitern einer kriminellen Organisation, d.h. der Vereinigung einiger organisierter krimineller Gruppen durchgeführt wurde. Eine Bande „gelehrter“ Politiker hat die Urkundenfälschung des sog. Paketes № 1 veranlaßt, hat sie in die Archive geschmuggelt oder hat nur die Art und Weise ihres „Auffindens in den Archiven“ weitergegeben und in die wissenschaftliche Forschung eingeführt. Die zweite Gruppe von Mitarbeitern der Militärstaatsanwaltschaft hat die gefälschten Beweise entsprechend des Befehls von Gorbatschow zur Strafsache № 159 gemacht. Und die dritte Bande hat wahrscheinlich die allgemeine Führung der ersten beiden Banden und deren Vertuschung auf höchster staatlicher Ebene — im Politbüro des ZK der KPdSU und dann sogar in der neuen russischen Führung — umgesetzt. Allerdings ist es schwierig, das zu überprüfen, doch niemand ist gezwungen, das zu glauben — man braucht sich nur die Tatsachen anzusehen und sollte erst danach urteilen… (Quelle: http://www.dm-dobrov.ru/history/katyn/katyn-2.html – russisch, Übers. M.Koch)

(siehe: E.Prudnikowa „Die Story der Fälscher“)


2.BEISPIEL: Die Verwendung falscher Bilder. Im folgenden Fall wird eine Aufnahme aus dem faschistischen KZ Bergen-Belsen verwendet; um damit einen Buchtitel zu illustrieren, der ein völlig anderes Thema behandelt. Man verwendet also Bilder aus der Nazizeit, um damit zu suggerieren, es handle sich um „Stalins Straflager“.

Bild original

Bild falsch


3.BEISPIEL: Die Erfindung falscher Zitate. Man verwendet ein Stalinbild und setzt einen Text hinzu, der suggeriert, Stalin habe das gesagt.

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Dieses Zitat wurde einem Buch entnommen aus der „Bibliothek Michail Gratschew“: Gespräch Stalins mit A.M. Kollontaj (November 1939). Und als Quellenangabe steht dort: J.W. Stalin, Werke, Bd.18, Twer 2006, S.606-611. Am Fußende des Textes findet sich bei Gratschew die folgende Bemerkung: „Dialog. 1998. № 8. S.92–94. Anmerkung: Die Auszüge aus den Tagebüchern der A.M.Kollontaj, die im Archiv des Außenministeriums Rußlands aufbewahrt werden, wurden von dem Historiker M.I.Trusch vorgenommen.“ – Doch wer ist dieser M.I. Trusch?
Die erste Erwähnung eines solchen Zitates findet sich erst in einem Artikel von R.Kossolapow „Was ist sie – die Wahrheit über Stalin?“ in der Zeitung „Prawda“ vom 2.-4. Juni 1998 (sic!). Dabei verweist Kossolapow auf die Forschungen dieses Professors M.I.Trusch. Aber auch wissenschaftliche Publikationen zu diesem Thema von diesem Trusch gibt es nicht. Eine Archivnummer des Dokumentes wird ebenfalls nicht angegeben. In den im Verlag „Akademia“ im Jahre 2001 veröffentlichten Tagebüchern der Jahre 1922-1940 schrieb Kollontaj, daß sie 1939 nur zwei Tage in Moskau war, aber sie traf Stalin nicht!

(siehe: Gefälschte Zitate )


4.BEISPIEL: Einfügung eines gefälschten Textes in ein Buch. Im Jahre 1962 wurde in Sofia ein Buch herausgegeben, das eine Sammlung von Briefen Dimitroffs enhielt. Mindestens einer der Briefe ist gefälscht.

Falsches Briefzitat

Dieser Ausschnitt ist natürlich nicht aus dem Originalbrief – es gibt ihn nicht -, es handelt sich hier um eine Übersetzung dieses angeblichen „Briefes an Stalin“ ins Englische.

Darüber, wo diese „Tagebücher“ „aufgetaucht“ sind, schreibt die Zeitung: „Die Autographie (hä?) besteht aus 12 Heften und einzelnen 9 Seiten (und daraus kann man mehr als 700 Buchseiten herstellen?), die nach dem Tode Dimitroffs in einem speziellen persönlichen Fundus des Zentralen Parteiarchivs der Bulgarischen KP so geheim aufbewahrt wurden, daß von deren Existenz nicht einmal die Mitarbeiter des Archivs etwas wußten.“ Da ist ein Kommentar – denke ich – überflüssig. Des weiteren teilt die Zeitung mit, daß nach dem Sturz Shiwkows (durch die „Demokraten“) am 10. November 1989 der Zugang zu den Archiven „erleichtert“ wurde, und daß 1990 in Bulgarien sogar erste „Raubkopien“ erschienen seien. Das ist nicht auch verwunderlich. Man hat sie einfach hergestellt.
An der Sofioter Universität seien dann 1997 die „Tagebücher“ angeblich in einer Auflage von 1.000 Exemplaren herausgegeben worden. Das seltsamste daran ist, daß ein solches bedeutsames Ereignis dermaßen unbemerkt geschehen ist, geradewegs so, als ob Bulgarien sich auf dem Mond befindet. Es ist also durchaus möglich, daß es diese Ausgabe überhaupt nicht gab. Und daß man sie in Verbindung mit der Herausgabe der „Tagebücher“ in Berlin einfach „nachgedruckt“ hat.

(siehe: Wie Trotzkisten die Geschichte fälschen )

5.BEISPIEL: Antikommunistische Einfügungen.  Schon wiederholt hat ein gewisser G.Schn., der sich als Übersetzer betätigt, kommunistischen Webseiten seine angeblich neuentdeckten „Erkenntnisse“ angeboten oder in Umlauf gebracht, in denen bestimmte gefälschte Details oder gänzlich falsche Sachverhalte eingefügt wurden, um damit Persönlichkeiten oder Geschehnisse der kommunistischen Bewegung ins Zwielicht zu rücken. Dazu bediente er sich supekter oder nicht nachweisbarer Quellenangaben und einer devoten, anbiedernden Anrede. Hier ist ein solcher Brief:

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Dieser Herr Schnurzelpieps schrieb also: „einer, der die Dämonisierung Stalins damals mitmachte, war Walter Ulbricht…“ So so! Es folgt ein langer Sermon weiterer böswiller Behauptungen und Unterstellungen, und dann der Schluß:

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Im Anhang befand sich die Fälschung. Dieser Herr Schn. war tatsächlich der Meinung, Kommunisten würden auf einen derartigen diffamierenden Unsinn hereinfallen. Daß dies nicht gelang, ist logisch. Es zeigt eigentlich nur, mit welchen primitven Methoden es gewisse Leute im roten Mäntelchen versuchen, die kommunistische Bewegung oder bestimmte Persönlichkeiten madig zu machen.

Siehe auch:
Albert Norden: Fälscher…
Das Jucken der Umbennungen
Fälscher im Russischen Staatsarchiv
Die Story der Fälscher
Sieben Millionen für einen Fälscher

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9 Antworten zu Das Kuckucks-Ei…

  1. Politnick schreibt:

    Und hier wird die Welt total auf den Kopf gestellt:

    http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-06/europaeische-union-festakt-berlin-ungarn-polen-donald-trump-5vor8

    Zitat: „Als der US-Außenminister George C. Marshall vor 70 Jahren den milliardenschweren Plan für ein European Recovery Program entwarf, hatte er nicht allein den wirtschaftlichen Wiederaufbau des kriegszerstörten Europas im Sinn.“

    In Fakt war Deutschland 1945 zutiefst verschuldet und das sollte so bleiben! Nicht die Wirtschaft sollte wiederaufgebaut werden sondern die Industrieen derjenigen die am Krieg Milliarden verdient haben. Natürlich richtete sich die Politik des Marshallplanes gegen internationale Abmachungen und insbesondere gegen die in Jalta und Potsdam gefassten Beschlüsse.

    „Die autokratischen Regierungen in Polen und Ungarn hebeln Institutionen aus, die Widerstand leisten könnten. Die EU muss ihr Druckmittel einsetzen: Gelder streichen. “

    Das sagt ja eigentlich über diese verbrecherische Politik die auf Erpressung beruht.

    Freundschaft 😉

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