
1946. Ein Kind blickt auf das durch die Nazis fast völlig zerstörte Warschau
Bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges war Polen ein ökonomisch schwach entwickeltes Land. Industriell entwickelt war lediglich die Region Górny Śląsk (Oberschlesien). Die nach einem Staatsstreich 1926 an die Macht gelangte halbfaschistische Piłsudski-Regierung hatte das Land heruntergewirtschaftet. In der Landwirtschaft war es bis 1939 nicht gelungen, das Niveau von 1928 zu überbieten. Große Verluste und Schäden erlitt Polen durch die Okkupation Hitlerdeutschlands und im Verlauf der Kriegshandlungen im zweiten Weltkrieg. 6.028.000 Polen und polnische Bürger kamen dabei ums Leben. Das ist fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung – genauer: 22%! Davon fielen 5.384.000 allein dem Terror und die Völkermordpolitik der faschistischen Besatzung zum Opfer, 644.000 starben im bewaffneten Kampf oder wurden Opfer unmittelbarer Kriegseinwirkungen.
Nachdem sich im Dezember 1943 als demokratische Repräsentanz des polnischen Volkes ein Landesnationalrat gegründet hatte, zu dessen Vorsitzendem Bolesław Bierut gewählt wurde, war der Grundstein für eine demokratische Entwicklung Polens gelegt. Doch mit der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes am 2. Oktober 1944 nahmen die Nazis grausame Rache. Trotz ihres heldenhaften Kampfes mußten 200.00 Polen dafür ihr Leben lassen.

Herzlicher Empfang der sowjetischen Befreier durch die Bewohner von Kraków
Nach der Befreiung durch die Sowjetarmee
Konsequente demokratische Umgestaltungen in Polen nach seiner Befreiung durch die Sowjetarmee und Verbände der in der UdSSR entstandenen Polnischen Volksarmee schufen entscheidende Bedingungen für einen entschiedenen politschen Neubeginn und einen planvollen Wiederaufbau auf volksdemokratischen Grundlagen. Voraussetzungen dafür bildeten die Bodenreform (Dekret vom 6.Dezember 1944) mit der der Großgrundbesitz beseitigt und 6,1 Millionen Hektar Boden an Landarbeiter und landarme Bauern übergeben wurden. Durch das Gesetz über die Nationalisierung der großen und mittleren Industriebetriebe, des Verkehrs-, Post- und Fernmeldewesens sowie der Banken (Januar 1946) gingen rund 2.400 Betriebe in Staatseigentum über. Eingeleitet wurden damit sozialökonomische Umgestaltungen, die in Formen des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus hinüberwuchsen.
Der Aufbau des Sozialismus in Polen
Auf dem Vereinigungsparteitag der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP – Dez. 1948) wurde unter Führung von Bolesław Bierut der Aufbau des Sozialismus als strategisches Ziel proklamiert und mit der Schaffung seiner Grundlagen begonnen. Es begann ein gigantischer Wiederbaufbau des zerstörten Landes und die großangelegte Industrialisierung Polens.

Kolorowe zdjęcia powojennej Warszawy Harrison Forman Collection/ UWM Libraries
Sozialismus
Nebenbei bemerkt – es ist eine Lüge, wenn behauptet wird, der Aufbau des Sozialismus habe in Polen zu einer Einschränkung der Menschen- und Bürgerrechte, zu wirtschaftspolitischen Problemen, zu einer tiefe Unzufriedenheit der Bevölkerung und zu wiederkehrenden sozialen Unruhen geführt. Das Gegenteil ist der Fall: Erstmals nach der Befreiung durch die Sowjetunnion hatte das polnische Volk das Recht über sein Schicksal selbst zu bestimmen. Wirtschaft und Kultur nahmen einen bedeutenden Aufschwung. Das belegen auch die nachfolgenden Tabellen:
Der Niedergang des Sozialismus
Allerdings geriet dieser hoffnungsvolle Prozeß (wie auch in der Sowjetunion) nach der Ermordung Bieruts, der am 12.März 1956 in Moskau (!) angeblich einem „Herzanfall“ erlag, ins Stocken. Zahlreiche revolutionäre Errungenschaften, wie die Kollektivierung der Landwirtschaft, wurden rückgängig gemacht.
Mit Hilfe des Vatikans, der katholischen Kirche in Polen und durch offene Einmischung der CIA nahm der Einfluß sozialismusfeindlicher Kräfte in Polen zu, so daß es 1990 auch in diesem Land zur offenen Konterrevolution kam. Nicht zu vergessen, daß solche antikommunistischen Haßprediger wie Zbigniew Brzeziński oder Henry Kissinger sich nicht erst seit 1990 in die inneren Angelegenheiten dieses Landes eingemischt hatten. Bereits 1981 konnten sich verschwörerische sozialismusfeindliche Elemente in den verschiedensten Landesteilen wie z.B. in Opole ungestraft versammeln.
Quelle:
Unter Verwendung von Ausschnitten aus dem Politisch-ökonomischen Handbuch Länder der Erde, Verlag Die Wirtschaft , Berlin, 1985, S.S.479ff.
Siehe auch:
Andrzej Czechowicz: Kundschafter des sozialistischen Polen bei Radio Free Europe
CIA – Organisator des weltweiten Verbrechens
Das Dilemma des Westens
Polen: Gedenkstätten gefallener Sowjetsoldaten gepflegt
Die Konterrevolution in der DDR und ihre Handlanger
Weitere Bilder:
Visual History
Naja!
“Polen“ eine weitere Phasmagorie ähnlich wie Le Grande Nation und weiterer Schwachsinn der bürgerlichen Ideologien!
Polen war unser Nachbarland – uns trennte nur die Oder-Neiße-Friedensgrenze. Allerdings mußte ich mir schon 1976 von einer Schriftstellerin anhören: „Your are too much communist, to understand me.“ – Daß sie sich damit gleich selbst ein Armutzeugnis ausstellte, schien der Dame nicht aufgefallen zu sein. Wie sollte sie auch wissen, daß unsere Schulbildung weit mehr umfaßte, als den „Kommunismus“. Aber alles, was aus ihrer Sicht damals nicht pro-westlich war, war eben „kommunistisch“…
Teilweise interessante & teilweise extrem peinliche Beitraege.
Wer so ein eifriger „Standard“-Leser ist, der unterschiedet sich in seinem Bildungniveau kaum von einem „Bild“-Zeitungsleser, und einem solchen sollte es eher peinlich sein, sich einer derart billigen Meinungsmache unterzuordnen. Zum Verständnis: Um gesellschaftliche Erscheinungen und Prozesse verstehen zu können, benötigt man ein Mindestmaß an Sachkenntnis – und gerade das soll hier (auf marxistischer Grundlage) vermittelt werden.
Soll ich mich nun für Sie fremdschämen?
Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt.
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